Das Jahr 2004 begann in sehnsüchtiger Erwartung,
dass der Bau des Saales für kulturelle Aktivitäten endlich
fertig würde. Das Fundament und die Pfeiler standen schon. Jeder neu
gelegte Backstein wurde von allen gefeiert, denn seit dem Jahr 2000
war das der große Wunsch aller. Im Mai konnte der Saal endlich
eingeweiht werden. Dazu kamen Vertreter der Stadt, Vertreter von
AMENCAR/NE, die Jungen, Mädchen, die Familien und die Gemeinde des
Stadtviertels Cruzeiro. Es war ein großes Fest, durch viel Rührung
gezeichnet, denn der Saal bekam den Namen „Salão Cultural
DINHO", im Gedenken an den Erzieher von GAMR, der zwei
Monate vorher grausam umgebracht worden war, als er mit einer Freundin
auf dem Bürgersteig plauderte. Der Mord wurde von Presse und
Fernsehen sehr beachtet, vor allem, da es sich bei der Freundin um
eine Schwedin handelte, die zu einem Kulturaustausch in der Stadt
Gravatá weilte. Die Mörder wurden bald verhaftet, und sie sagten
aus, dass sie den Lehrer aus Irrtum getötet hätten.
Durch diese Tragödie wurden die kulturellen
Aktivitäten im GAMR sehr geschädigt, denn Dinho war einer der
Verantwortlichen für die Musikgruppen, die Tanzgruppe Maracatu und
die Gruppe Pífano gewesen. Gott sei Dank wurden neue Wege gefunden.
Ehemalige Schüler übernahmen seine Arbeit als Erzieher.
Der Bau ist sehr schön geworden, und
endlich konnten die Aktivitäten erweitert werden. Der Gemeinde
von Cruzeiro wurden die Türen geöffnet, und sie können diesen Raum
auch für Geburtstags- oder Hochzeitsfeiern, für Versammlungen und
andere Aktivitäten benutzen.
Im Juli zeigte eine Theatergruppe in einem Kurs,
wie man Handspielpuppen herstellt. Und die Gemeinde konnte das erste
Mal professionelles Theater mit Videovorstellungen sehen. In den drei
Kursen drehten die Schüler des GAMR drei kurze Videos, und im
Dezember wurden sie der Gemeinde draußen auf dem freien Platz der
Stadt auf einer großen weißen Leinwand, die die Stadtverwaltung zur
Verfügung gestellt hatte, gezeigt. Man konnte dabei feststellen, dass
die Schüler, mit dieser Ausrüstung umzugehen wissen und etwas
leisten konnten. Interessante Sachen kamen dabei heraus, besonders
eine kurze Szene, die die Geschichte eines Mädchens berichtet, das
die Natur schützt.
Mit der großen Nutzung des Saales durch viele
Veranstaltungen mussten wir einen Stundenplan einführen, denn
allein das GAMR hat sieben Musikgruppen, neben denen aus der Gemeinde,
die sonst keinen Platz zum Üben haben. So wurden sogar die Samstage
und Sonntage genutzt. Und die Gemeinde fand endlich einen Platz für
die Messe, - auch einer der lang gehegten Wünsche.
Als sich das Johannisfest näherte, wurde die
Quadrille des Viertels Cruzeiro eingeübt, das sich an einem
Wettbewerb beteiligte und den 3. Platz bekam. So „füllt" das
GAMR seinen Kultursaal. Und es kamen Einladungen zu Vorführungen: von
der Stadtverwaltung, den Schulen, den Hotels, die den Touristen
etwas von der Kultur von Gravatá zeigen wollten. Und dafür ist
niemand besser als das GAMR mit Vorführungen der Gruppen „Banda de
Pífanos Mestre Librina", der Tanzgruppe „Maracatu" und
der Theatergruppe „Espalha Fatos". Dadurch nahmen wir Geld ein;
denn die Vorführungen wurden bezahlt. Es ist zwar nicht viel, und die
Schüler bekommen wenig davon ab, es ist immerhin ein Anreiz, denn sie
werden als „Künstler" behandelt und das hebt ihr
Selbstvertrauen.
.
Im gleichen Maß, in dem die kulturellen
Aktivitäten zunahmen – die den Kindern gut gefallen – nahm auch
ihr Lerneifer zu. Und so wurde festgelegt, dass diejenigen, die
in der Schule versetzt werden, einen Ausflug an den Strand machen
dürften. Wir mussten einen Bus mieten; denn 36 Schüler konnten
versetzt werden.
Weihnachten wurde wieder großartig gefeiert.
Die Kinder bekamen Geschenke, die vom Weihnachtsgeld gekauft wurden.
Die meisten bekamen Spielzeug, Schuhe und Kleidung. Außerdem bekamen
alle ein Grundnahrungsmittelpaket, das wir mit den Spenden aus der
Gemeinde Gravatá kaufen konnten.
So kamen wir an das Ende des Jahres mit dem
Gefühl, dass das Leben uns herausfordert, mutig durch die Welt zu
gehen, auch wenn wir traurige Momente und Tragödien hatten.
Dankbarkeit bleibt zurück. Das große
Dankgefühl besteht, weil wir den Kultursaal bauen konnten. Wir
wissen, dass das Geld von den Spendern der Kindernothilfe kommt, die
an eine neue Welt glauben, in der Kinder und Jugendliche ihre
Geschichte selbst schreiben. Jetzt brauchen wir unsere Instrumente
nicht mehr unter der heißen Sonne oder im Regen zu spielen und wir
stören auch unsere Nachbarn nicht mehr, denn wir haben ein Dach, ein
schönes gemütliches Dach überm Kopf, auf das wir ganz stolz sind.
Wir haben keine großen Worte, nur ein „Dankeschön!"
im Namen aller Jungen und Mädchen, Lehrer, Familien, Gemeinde und
Leitung von GAMR.
gez. Edson de Oliveira Silva, Direktor